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Zeltaufbau


An einem sehr bewölkten frühen Abend reist eine sechsköpfige Familie an. Zwei Erwachsene, vier Mädchen im Alter zwischen drei und acht. Wo ist der Wohnwagen? Alle bekleidet in leichter Sommerkleidung, wobei wir vierzehn Grad messen. Respekt, denn am Himmel ziehen bedrohliche dunkle Wolken auf. Ein hübscher großer Mischling hüpft bellend aus dem Kofferraum. Ich glaube, der Aufenthalt dort hat ihm nicht gefallen. Große Aufregung auf dem Platz, wildes Gewusel, ein kleines Zelt wird aufgebaut. Das muss ich mir genauestens ansehen. Sechs Personen in dieser Konserve? Umgehend krame ich nach meiner riesengroßen Sonnenbrille, Modell Schmeißfliege. Geübt setze ich mich in den Campingstuhl, damit sie sich nicht beobachtet fühlen. Vermutlich bin ich jedoch der Hingucker des gesamten Campingplatzes, da Brille größer als das Wohnmobil und neongelbe Industrieabfallschlappen extrem heiß sind. Nach wenigen Minuten wird mir kalt und ich schlüpfe in ein schickes KiK-Designer-Outfit der Polarkollektion aus dem Jahr 1982.

 

Ehrlich, ich beneide unsere Zeltnachbarn, denn Zelten mit Kindern ist so richtig toll und weckt Kindheitserinnerungen. Kuschelige Höhle, lecker verbrannte Bockwurst auf Stock, lustige Lieder, Gruselgeschichten, Furzen um die Wette. Kaum dass ich mich durch die Aufbautür in's Freie geschossen habe, wird das zweite Zelt aus dem Sack gezaubert. Es beginnt zu regnen.

 

"Zämäntaaa, mach hinne!"

"Dem Akkuschrauba tut nix mehr, da Akku ist leer!!!"

"Zeischä ma, ich hab' den doch jestern erst uffjeladen."

"Schackeline, tu dem Bert net an de Ohren ziehn. Dieses Kind ist nicht von mir!"

"Von mir aaach net. Jib' mich mal dem Kreuzschlitzschraubendreher, pronto."

"Mamaaa, Melissa ist weg und hat meine Puppe mitgenommen."

"Roxana!"

"Schrei' doch noch lauter..."

"Roxanaaaaaaaaa!!!"

"Samma, ham se dir in's Jehirn jeschissen?"

"Mama, es regnet. Wann können wir in's Zelt?"

"Ihr seht doch, dass Papa noch nicht fertig ist! Ihr seid alle nicht von mir!!!"

"Joa, von mir och net. Wat isss dat? Dat isss kein Kreuzschlitzschraubendreher!!!"

"Bert, mach Sitz hab ich jesagt!"

"Isss der Drecksköta jetzt wichtiger als das Zelt? Tu mich mal jetzt helfen, bitte!"

"Mamaaa, Roxana ist wieder da und hat einen Frosch in der Hand."

"Mach dat Drecksviehch weg, sofort!"

"Bert, geh weg!"

"Nein, den Frosch!"

"Aber der ist sooo süß. Bitte, dürfen wir den behalten Mama?"

 

Es ist dunkel geworden und regnet in Strömen. In einem der beiden Zelte flackert sanft ein Lichtlein, plötzlich Geschrei.

 

"Was ist dat für ein Geräusch?"

"Roxana bohrt den Frosch in die Isomatte. Mit Papas Akkuschrauber."

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Kommentare: 2
  • #1

    Nina (Donnerstag, 30 Mai 2024 13:36)

    Fetziger Blog! Mal was anderes und ich hatte so einiges zu schmunzeln.

  • #2

    Uli und Wolfgang G. (Sonntag, 02 Juni 2024 15:04)

    Köstlich! Wir haben uns prima amüsiert! Das Campingleben ist immer witzig :@)))