Wann bin ich das letzte mal Bus gefahren? Um 1579 herum, denke ich. Als superjunger Mensch bin ich einst in den Bus eingestiegen, habe 2,00 DM in die Bezahlschale gelegt, eine Fahrkarte sowie muffigen Blick des Busfahrers erhalten. Das Abenteuer begann, die Fahrt war stets aufregend und äußert bequem. Schon das Lesen der Fahrzeiten auf der Anzeigetafel aus Papier, gegen Feuchtigkeit aus echtem Glas geschützt, war unglaublich interessant. Heute benötige ich auf dem Smartphone beinahe eine halbe Stunde, zudem einen Bachelor-Abschluss, um die passende Busverbindung herauszusuchen.
Bewusst haben wir uns gegen einen Wohnwagen entschieden, denn dann hätten wir unser Auto dabei. Auto bedeutet für uns, Einsteigen, Essen fahren, vielleicht noch etwas besichtigen, müde. Kurzum: Faul. Und so entscheiden wir uns für einen Ausflug in das nahe gelegene Örtchen Zell am See. Und zwar per Bus.
Bus ist da. Einsteigen, aussteigen, kurz den Ort abgrasen, große Diskussion darüber führen, ob wir einen hässlichen Kühlschrankmagneten für’s Baguette kaufen wollen, das nächst gelegene Restaurant aufsuchen, schaufeln, müde. Eine gute halbe Stunde warten wir auf den Bus zurück zum Campingplatz. Die Busfahrerin scheint im Genuss einiger Promillchen zu sein. Wir möchten eine Fahrt für drei Personen kaufen, sie kassiert jedoch nur zwei Personen ab. Bevor wir unsere Sitzplätze erreichen, gibt sie maximalen Schub. Anstatt vorausschauend zu bremsen, gibt sie alles. Jedes ihrer Bremsmanöver lässt uns erahnen wie es ist, wenn ein Airbus A310 Zero G sein Gravitationsmanöver abrupt abbricht (und unter dir keine Matratze liegt). Wir haben lediglich fünf Haltestellen vor uns, möchten uns jedoch schon nach der ersten übergeben. Als würde sie der Teufel jagen, gibt sie nach jeder Vollbremsung wieder Vollgas. Kurz vor unserer Haltestelle kommt uns Schwertransporter entgegen, an dem sie sich nicht vorbei traut. Dabei würde dazwischen noch locker ein Vierzigtonner hineinpassen. Da sie außer Gas und Bremsen nichts anderes beherrscht, sind wir nachsichtig und pöbeln nicht. Immerhin haben wir eine Person eingespart. Über eine kurze Fahrpause sind wir sehr dankbar, denn weder fährt noch bremst sie. Endlich sind wir da, allerletzte Vollbremsung, kreischend springen wir aus dem Bus und rennen davon.
Auf dem Weg zum Campingplatz überlege ich, ob es nicht besser gewesen wäre, einen Wohnwagen zu kaufen, um somit Kamikazefahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu umgehen. Doch für unsere künftigen Reisen, bei denen wir ohne großes Tamtam auf- und abbrechen, zudem im großen Stil autark stehen möchten, pass unser Wohnmobil besser zu uns. Es regnet in Strömen. Im mollig warmen Baguette angekommen freuen uns über festen Boden und unglaubliche Gemütlichkeit.
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