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Second trip


So, nächster Versuch einen Campingurlaub ohne Pannen am Baguette zu erleben. Oli quäle ich seit Tagen, den Prügel vor’s Haus zu stellen, damit wir ihn in Ruhe beladen können. Nachdem er unentwegt mit der Begründung, was die Nachbarn von uns denken, verneint, drohe ich mit einer milliardenschweren Scheidung. Unsere Großgarage liegt zwar in der Nähe, allerdings müssen wir bis Ende diesen Sommer eine große Baustellenumleitung in Kauf nehmen. Das ist mir zu viel Trallala. Den gesamten Tag gestalte ich derart kompliziert, langatmig und aufwendig, dass Ehemann nichts anderes übrig bleibt, als das Baguette vor die Hütte zu stellen. Noch nie habe ich so lange Essen zubereitet, hahaha. Kaum ist der Motor aus, bewundern unsere liebsten Nachbarn das Prachtstück und ich freue mich wie Bolle. 

 

Am nächsten Morgen starten wir um fünf Uhr morgens und erreichen nach nur wenigen Stunden den sonnigen Campingplatz Woferlgut (nahe Zell am See) in Österreich. Bis dahin scheppert und quietscht fünfhundert Kilometer lang die rechte Scheibe am Beifahrersitz. So langsam reicht’s dann aber auch, denn wir kommen erst frisch vom Händler. Am wunderschönen Platz angekommen funktioniert die Trittstufe, welche angeblich repariert wurde, nicht. Ehemann beschließt, gleich morgen früh beim Händler richtig Dampf reinzulassen. Zurecht, denn das Baguette scheint ein extremes Sensibelchen zu sein. Gern darf der Händler dann bei dem Hersteller den gesamten Frust ablassen. Dennoch freuen wir uns sehr, solch einen riesigen Stellplatz im Grünen mit Blick auf den verschneiten Grossglockner gebucht zu haben. Ein kurzer Spaziergang über die Anlage macht Scheibengequietsche und kaputte Trittstufe wett. Die Männer watscheln grunzend in’s Schwimmbad, ich grunze hingegen entspannt auf der Sonnenliege und stalke durch eine Sonnenbrille in der Größe des Ozonlochs das rege Treiben. Was machen andere besser, als ich? Welche Modelle stehen hier so rum? Aha, es gibt auch gelbe Wäscheklammern. Die will ich. Die Else Kling in mir lebt voll auf, es fehlen nur noch Lockenwickler und eine geblümte Küchenschürze. Genauestens nehme ich alles unter die Lupe. In meinem Stalkinghochgefühl werde ich plötzlich unterbrochen.

 

„Hallooo junge Frau, dürfen wir Sie etwas fragen?“

„Öh, joa…“

„Ihr Wohnmobil, so eines haben wir noch nie gesehen.“ Zeugen Jehovas, Vorwerk-Vertreter, was wollen die von mir und wer sind die? Ich fühle mich etwas verloren. Drei riesige und breite Männer bauen sich vor mir auf, es wird richtig schattig.

„Können wir mal rein, gucken?“

Wenn alle drei zusammen in das Baguette steigen, muss dieses im Anschluss aufwendig neu nivelliert werden. Und wenn ich zudem noch die Museumsführung übernehmen soll, brechen die Hubstützen. Einer bohrt sich aufwendig im Ohr rum, während der andere in seiner Nase nach Gold sucht.

„Der Boden ist gerade frisch gewienert.“ Ob das glaubwürdig ist? Nach Holz sieht der Schieferboden jedenfalls nicht aus.

„Das stört uns nicht.“

„Und es liegt überall Unterwäsche herum.“

Gieriges Gelächter. 

„Von meinem Mann und unseren vier Söhnen.“

Das Lachen verstummt und aus gierig wird Unsicherheit.

„Na da war ihr Mann aber fleißig, muahahaha. Vier Söhne?“

„Und zwei ausgewachsene Rottweiler.“

So, weg. Aber so viele Lügen auf einmal? In die Hölle komme ich. Garantiert.

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