Die Übergabe unseres neuen Baguettes wurde mit mehreren Stunden angekündigt. Oli und ich sind bereit, alle Informationen aufzusaugen, ggf. zu filmen, so dass wir im Falle des Falles bestens gerüstet wären.
Bereits nach der zweiten Stunde sind wir platt und hören nur noch mit halbem Ohr zu, obwohl zunächst nur das Technische im Außenbereich erklärt wurde. Und um ehrlich zu sein, verstehen wir - bis auf die Gasanschlüsse - Ägypten. Des Weiteren fragen wir uns, wozu wir das alles verstehen sollen? Leichtgläubig gehen wir davon aus, dass unterwegs schon nichts passieren würde. Doch stop! Ganz so einfach kommen wir nicht aus der Affäre.
Unser erster Trip in's schöne Münstertal endet beinahe in einem Desaster. Obwohl wir gut vorbereitet sind, das halbe Bauhaus mit an Bord haben und über einen passablen IQ verfügen, werden wir eines Besseren belehrt. Unser erster großer Fehler ist, dass sämtliche Bedienungsanleitungen zu Hause gelassen wurden. Ein noch größerer Fehler ist jedoch zu glauben, dass ein solch teures Baguette - wie wir finden - tadellos funktioniert. Da es sich bei den allermeisten Innenausbauten in Campingmobilen um Handarbeit handelt, ist davon auszugehen, dass der eine oder andere Handwerker entweder besoffen oder maximal unqualifiziert ist. Eines unserer Außenfenster beispielsweise wurde komplett schief eingebaut und zwar so schief, dass es sich jeden Augenblick aus dem Rahmen lösen könnte. Weder Hersteller noch Händler haben - so scheint es - eine hinreichende Qualitätskontrolle durchgeführt. Der Beifahrergurt lässt sich nicht herausziehen, egal wie leicht, superzart oder mittels heiligen Gesängen wir an ihm zupfen. Indes warnt das Cockpit während der gesamten Fahrt, dass alle Airbags nicht funktionsfähig seien. Darüber hinaus ist die Neigung der Außenlichter am Fahrerhaus nicht synchron ausgerichtet, so dass ein Licht in die Ferne, das andere den äußeren Straßenrand ausleuchtet. Igel und Füchse finden das im Dunkeln bestimmt ganz arg aufregend, zu erblinden. Die elektrische Markise lässt sich nicht einfahren, das Trittbrett gibt seit Anbeginn keine Töne mehr von sich und der Temeperaturfühler im Innenbereich ist auf Deckenhöhe angebracht, so dass das Display auf 65 Grad eingestellt werden muss, damit die gewünschte Raumtemperatur 20 Grad erreicht. Dies sind nur einige von 24 Mängeln, welche wir dem Händler, gemeinsam mit unserem Baguette, mit auf den Hof gestellt haben. Und das ist ärgerlich, denn kaum ist der Prügel da, isser schon wieder weg.
Natürlich haben wir bei der ersten Übergabe gut aufgepasst, doch bei unserem ersten Ausflug kamen äußerst viele, unnötige und unvorhergesehene Dinge auf uns zu, mit denen wir schlichtweg überfordert waren. Wir sind Laien, Anfänger und gehen davon aus, dass wir den Schlüssel umdrehen, losfahren und einen unbeschwerten Urlaub genießen können. Camping jedoch ist auch mit Abendteuer, Ausdauer, starken Nerven und Improvisationstalent verbunden. Irgendwo haben wir aufgeschnappt, dass es den allermeisten Kunden bei neuen Campern ähnlich ergeht. Es ist eben immer noch ein großer Teil Handarbeit und ein solches Mobil ist stets in Bewegung. Nach unserem ersten Dramatrip haben wir ungemein viel dazu gelernt. Uns ist bewusst, dass dies noch nicht alles gewesen sein kann. Doch es ist besser, sein Baguette zu beherrschen, als es sich von ihm beherrschen zu lassen. Lernen, dranbleiben, wachsam sein, sämtliche Bedienungsanleitungen mitnehmen und gut aufpassen, was Einem erklärt wird.
Kommentar schreiben