Voller Vorfreude und bestens vorbereitet starten wir zu dritt in unseren langersehnten und ersten Urlaub mit dem eigenen Wohnmobil - dem Baguette. Unser Urlaubsziel: Der wunderschöne Campingplatz Münstertal im Schwarzwald, welcher nahezu keine Wünsche offen lässt.
Kaum losgefahren, verpassen wir vor lauter Aufregung eine Umleitung und durchqueren dadurch die gesamte Gebirgskette des Himalayas. Auf den Frühling vorbereitet fahren wir zunächst über den verschneiten Feldberg, dann über den Belchen und quetschen uns an der engsten Stelle an einem Vierzigtonner vorbei, der die schmale Landstraße gar nicht befahren darf. Nun ist klar, wenn Oli dieses Manöver so easy meistert, dann kann er auch locker mit einer MiG 31 mittels 6 Hyperschallgeschwindigkeit durch die Wutachschlucht fliegen. Einhändig. Auf dem Campingplatz angekommen schüttet es in Strömen und so sind wir sehr dankbar, das Baguette nicht verlassen zu müssen. Die Restwärme des beheizten Motors sorgt für eine hyggelige Stimmung. Trotz des miesen Wetters beschließen wir, das beheizte Außenfreibad zu nutzen und sulen uns im Glück. Doch dieses währt nicht lange.
Zurück im Baguette ist dort die Heizung ausgefallen. Totalausfall. Minute um Minute wird es immer kühler, während draußen die Welt unterzugehen droht. Der Regen knallt dermaßen laut auf’s Dach, dass man kaum sein eigenes Wort versteht. Oli plagt sich derweil etliche male im und um das Baguette herum, um einen möglichen Fehler an der defekten Heizungsanlage zu finden. Es ist Freitagabend, 19:00 Uhr. Völlig verzweifelt rufen wir unseren Händler an, der sichtlich genervt durch's Telefon trällert, wir mögen doch einfach die nächst gelegene Werkstatt bei Freiburg aufsuchen. Da müsse es irgendwo etwas geben. Genau. Am Freitagabend wartet ein Werkstatttrupp ausgerechnet nur auf uns, weil sie keine Freunde haben. Um den Begriff Tollwut zu beschreiben, müsste ich ein Foto von Olis Gesichtsausdruck einfangen. Das ist mir jedoch zu riskant, da nicht nur eine, sondern alle Halsschlag- und Pulsadern in sämtlichen Regenbogenfarben aufflackern und drohen, zu explodieren. Irgendwann kommt die rettende Idee, die Klimaanlage einzuschalten. Indes finden wir mittels archäologischer Ausgrabungen den Fehler. Ein loses Kabel, versteckt in den Weiten der Milchstraße. Erleichterung und Wärme machen sich breit, die Regenbogenadern verschwinden, endlich kann der Urlaub unbeschwert genossen werden.
Noch am gleichen Abend versucht Oli, mittels der labbrigen Fernbedienung beider TV-Geräte Sender zu programmieren. Um es ohne jegliche Übertreibung zu beschreiben, wird hierfür ein Studium der Quantenphysik benötigt. Zwei Stunden Powerfummelei. Ich meine, zarten Schaum an Olis Mundwinkeln zu erkennen.
Am nächsten Morgen begrüßen uns strahlender Sonnenschein, wärmstes Wetter und niedliche Pferde direkt an unserem herrlichen Stellplatz. Und so machen wir uns erneut auf den Weg in’s Freibad. Richtig idyllisch ist es dort, denn a) ist es nicht überfüllt und b) könnte der Blick auf den Belchen nicht schöner sein. Zurück im Baguette das nächste Drama. Totalausfall beider TV-Geräte. Das 12-Volt-Kabel hat nicht genügend Bums, um fest in der Buchse zu stecken. Wie wir es drehen und wenden, beide Kisten springen nicht an. Tollwut, Teil II. Nachdem wir es aufgeben und richtig frustriert sind (Oli benötigt das Fernsehen wie die Luft zum Atmen, Junior freute sich auf seine Lieblingssendung und ich kann auch ohne das Gerät leben, es sei denn, GZSZ läuft), beschließen wir, künftig nie wieder schwimmen zu gehen. Mehrfach bitte ich das Kind, keinesfalls am TV-Stecker rumzufummeln und bloß keine weiteren schlauen Kommentare in der Nähe seines Vaters abzulassen. Wir atmen nicht. Doch was soll ich sagen? Manchmal ist es auch gut, wenn Kinder nicht auf ihre Eltern hören. „Hallo… der Fernseher geht!“ Wohin, frage ich mich? „Was hast du gemacht?“ „Ich habe nur an dem Stecker gedreht…“. Braves Kind.
Am dritten Tag, unserem Abreisetag, beschließt Oli noch auf dem Stellplatz zu überprüfen, ob das Ventil des Grau- und Abwassers funktioniert. Ja, es funktioniert. Auch auf dem Stellplatz. Der Campingplatz verwandelt sich zu Niagarafällen. Binnen Sekunden sind wir die Superstars des gesamten Campingplatzes. Denn wenn das Ventil erst einmal aktiviert ist, lässt es sich nicht mehr stoppen. T-Rex erwacht.
Zu guter Letzt fahren wir die elektrische Markise ein. Keine Chance. Entweder die Plane verzieht sich oder... verzieht sich. Olis Farben im Gesicht lassen sich kaum in Worte fassen. Eine Windböe erfasst die Plane just in diesem Augenblick, als der Markisenmotor in Betrieb genommen wird, fährt sie ein. Es gibt ein Dutzend Gründe, weshalb die Markise elektrisch nicht eingefahren werden kann, doch wir wollen es nicht mehr wissen und nur noch nach Hause. Auf der Rückfahrt machen sich Schweigen und größte Enttäuschung breit. Solch ein teures Wohnmobil mit so vielen Macken?
Vier Wochen später. Die Mängel sind angeblich behoben. Wir holen es ab. Stay tuned!
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Udo (Samstag, 01 Juni 2024 23:23)
Köstlicher Beitrag, kann mir alles richtig gut vorstellen! Aber Kopf hoch, ihr lernt nur dazu.